Nachwuchspanel 2011

Die Plagiatsaffäre: Wie gut ist die Qualitätssicherung bei Promotionen in der BWL?

 

Moderation:

Prof. Dr. Manfred Schwaiger, LMU München

 

Teilnehmer:

Dr. Martin Gutbrod, Geschäftsführer der Docoloc KG
Prof. Dr. Georg Schreyögg, FU Berlin

Prof. (em.) Dr. Dr. h.c. mult. Horst Steinmann, FAU Erlangen-Nürnberg, Vertreter der Arbeitsgruppe "Ethik wissenschaftlichen Arbeitens" im VHB

Prof. Dr. Christof Weinhardt, Karlsruhe Institute of Technology

 

Das Plagiat des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg stand wochenlang im Zentrum des Medieninteresses. Vielfach wurden in diesem Kontext auch Vorwürfe gegen die Betreuer der Promotion erhoben. Ob und ggf. welche Lehren die BWL aus diesem Fall ziehen kann, wurde in dieser Podiumsdiskussion erörtert. Neben der Frage des effektiven Einsatzes von Plagiatssoftware waren auch Qualitätssicherungsmaßnahmen – u. a. im Hinblick auf externe Doktoranden und Kooperationsprojekte mit Unternehmen – zu diskutieren. Ist das strukturierte Promotionsstudium eine Lösung – möglicherweise sogar die einzig zielführende? Müssen Lehrstühle mit großem Drittmittelaufkommen aus der Wirtschaft den Vorwurf fürchten, sie würden wissenschaftliche mit wirtschaftlichen Interessen vermengen?

Bei der Podiumsdiskussion wurde deutlich gemacht, dass es sich bei den Plagiatsfällen um bedauerliche Einzelfälle handelt. Leider erreichen diese wenigen Fälle eine beachtliche Prominenz und beschädigen so das Ansehen ehrlicher Kollegen und möglicherweise auch das von Einrichtungen wie z. B. dem Verband. Deshalb ist trotz der geringen Zahl von Plagiaten entschlossenes Handeln wichtig. Die Bayreuther Selbstkontroll-Kommission hat verschiedene Empfehlungen gegeben, wie Plagiate weitgehend verhindert werden können. Diese Empfehlungen werden aber zum Teil als diskussionswürdig bis schwierig angesehen. Der Einsatz von Plagiatssoftware wird von einigen Diskussionsteilnehmern als das Vertrauensverhältnis zwischen Gutachter und Doktorand belastend angesehen. Zudem werden technische Grenzen der Plagiatssoftware herausgehoben (z.B. die Schwierigkeit, Plagiate bei Übersetzungen zu identifizieren). Die Einführung einer weiteren Notenstufe (z.B. satis bene) wird als wenig hilfreich gesehen.

Als äußerst problematisch wird z. B. die Einführung einer Stellungnahmepflicht von engeren Fachkollegen zu Dissertationen eingestuft. Hingegen werden z. B. die Formalisierung von Verfahren zur Annahme von Promotionen und die Einführung eidesstattlicher Erklärungen von Doktoranden als unproblematisch angesehen.

Der Vorschlag, im Verband einen eigenen „Code of Ethics“ zu entwickeln, stößt auf geteiltes Echo. Skeptiker verweisen auf die Richtlinien der DFG zu guter Forschungspraxis und sehen einen Alleingang des VHB als verfehlt an. Zudem würde ein solcher Code „schwarze Schafe“ vermutlich wenig beeindrucken.

In der Publikumsdiskussion wird angemerkt, dass Plagiate ein kleiner Teil eines weit größeren kulturellen Problems sind, das sich über Fakultäten hinaus erstrecke. Das fange schon in der Schule an, wo Hausaufgaben und Aufsätze abgeschrieben werden, und setze sich in vielen Lebensbereichen fort. Schädlich sei zudem eine Kultur des „Wegsehens“, teils getrieben von dem Wunsch, Kollegen nicht zu kompromittieren. Wichtig sei, neben der Einrichtung diverser Kontrollmechanismen eine Kultur zu schaffen, in der man seine „Komfortzone“ verlässt und seinem Gegenüber deutlich macht, was ethisch vertretbar ist.