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Drittmittel in der BWL: Wege und Herausforderungen

Arbeitstagung am 3. März 2016 in Frankfurt am Main

Die Einwerbung von Drittmitteln gilt weiterhin als ein wichtiger Indikator für erfolgreiche Forschung, bei Rankings, der Verteilung von Ressourcen oder bei Zielvereinbarungen. Bei der Arbeitstagung „Drittmittel in der BWL: Wege und Herausforderungen“ wurden wieder attraktive Möglichkeiten einer erfolgreichen Drittmitteleinwerbung für betriebswirtschaftliche Forschung aufgezeigt. So wurden neben einem Einblick in die typischen Förderangebote der DFG auch Informationen zu EU-Förderungen und weiteren finanziellen Unterstützungen wie Praxiskooperationen gegeben.

 

Im ersten Beitrag „Forschungsförderung der Europäischen Union – Chancen und Grenzen“ stellte Prof. Dr. Hendrik Fehr die Forschungsförderungsprogramme der EU, insbesondere „Horizon 2020“ vor. Die europäische Union – in erster Linie die EU Kommission – hat im Rahmen ihrer 2020 Strategie erneut einen Schwerpunkt auf F&E gelegt. Dazu sind im mehrjährigen Budgetrahmen erhebliche Fördermittel eingeplant. Die Prozesse von der Antragstellung bis zur Abwicklung der Förderung sind jedoch kompliziert und das Berichtswesen umfangreich, sodass viele Interessenten vor einer Antragstellung zurückschrecken. Andererseits ist die Förderhöhe durchaus interessant und insbesondere Sammelanträge sind erfolgversprechend. Der Vortrag gab einen Überblick über die verschiedenen Programme und erläuterte die typischen Schritte von der Antragstellung und der Umsetzung einschließlich der Verwaltung. Herr Fehr bot darüber hinaus individuelle Unterstützung bei der Antragstellung für EU-Förderungen an.

 

Anschließend stelltea Dr. Christine Joerk in ihrem Vortrag „Forschungsförderung durch die DFG in der Betriebswirtschaftslehre: Programme, Antragstellung und Erfahrungen“ die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und Ihre Förderweise vor. Als größte Förderorganisation Deutschlands fördert die DFG in allen Disziplinen und themenoffen. Neben koordinierter Förderung von Gruppen ist bei der DFG die Einzelförderung von Projekten oder Personen möglich. Frau Joerk stellte die Schritte von der Antragstellung bis Abwicklung der Förderung vor und gab Hinweise, wie eine gute Antragstellung aussehen kann (siehe auch Merkblatt 54.01: Leitfaden für die Antragstellung). Frau Joerk ermutigte dazu, abgelehnte Anträge nach Überarbeitung erneut einzureichen und bot an, bei Nachfragen oder benötigter Hilfe zu unterstützen.

 

Im nächsten Beitrag „Forschung mit Praxispartnern – Chancen und Herausforderungen“ ging Prof. Dr. Ruth Stock-Homburg auf die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Unternehmen ein. Die Bedeutung von Drittmitteln für Universitäten nimmt immer weiter zu und auch in der Betriebswirtschaftslehre spielt die private Wirtschaft als Geldgeber eine immer wichtigere Rolle. Ausschlaggebend für eine Förderung aus der Wirtschaft ist die Bereitschaft von beiden Seiten, zusammenzuarbeiten und zu kooperieren. Der Vortrag zeigte auf, welche Chancen sich für Universitäten und Unternehmen in einer Praxiskooperation ergeben und sprach gleichermaßen auch die dabei auftretenden Herausforderungen an und wie diese überwunden werden können.

Neben klassischen Kooperationsformen wie Verbundforschung, Forschungskooperationen und Auftragsforschung, die sich vor allem dadurch wie sie finanziert werden und wer in welchem Maße am Ende die Ergebnisse nutzt unterscheiden, gibt es noch eine Vielzahl anderer Kooperationsformen, welche sich vor allem hinsichtlich ihres Formalisierungsgrades und ihrer Wissenschaftsorientierung unterscheiden. Frau Stock-Homburg zeigte auf, dass eine größtmögliche Win-Win-Situation auch dadurch erreicht werden kann, wenn man vorab die Spielregeln festlegt. Wenn alle Grenzen klar besprochen wurden und man sich einig ist, ist in der Regel unkomplizierter und schneller eine Finanzierung über Unternehmen zu erreichen als bei den offiziellen Fördereinrichtungen. Bestimmte Studien lassen sich zudem nicht ohne Unternehmen durchführen, da nur diese bestimmte Daten zur Verfügung stellen können. Frau Stock-Homburg ging hierbei besonders auf die Datenschutzfrage ein, die für Unternehmen sehr relevant ist und informiert, dass der TU Darmstadt für derartige Belange extra einen externer Datenschutzbeauftragter zertifiziert hat, dass der Datenschutz für externe Daten aus Unternehmen gegeben ist.

 

 

In der letzten Präsentation des Tages sprach Prof. Dr. Dr. h.c. Sönke Albers über das Thema „Erfolgreicher Aufbau und Umsetzung eines drittmittelstarken Forschungsprogramms“.

Herr Albers berichtete über Erfahrungen aus drei verschiedenen Initiativen, drittmittelstarke Forschungsprogramme aufzubauen: ein Graduiertenkolleg an der CAU Kiel, ein SFB-Antrag der CAU Kiel und eine Forschergruppe von einer Gruppe von Forschern der Universitäten Hamburg, Münster, Köln und der KLU Hamburg.

Aus diesen Erfahrungen leitete Herr Albers zehn Thesen ab:

  1. Wähle ein Thema, das spezifisch genug ist, aber unter dem sich möglichst viele Kollegen wiederfinden können.
  2. Die Struktur innerhalb der Beteiligten muss hierarchisch sein.
  3. Akzeptiere nur Mitstreiter, die wirklich an dem Forschungsprogramm teilnehmen wollen.
  4. Akzeptiere nur Mitstreiter, die gute Forschungsperformance gezeigt haben.
  5. Für das Thema muss die nötige Expertise vorhanden sein. 
  6. Der Antrag muss konkret genug sein, damit Reviewer ihn auch beurteilen können.
  7. Jeder Antrag sollte vorher einem „friendly review“ unterzogen werden.
  8. Das Forschungsprogramm sollte von der Universitätsleitung unterstützt werden.
  9. Gute Ergebnisse erzielt man nur, wenn man sehr gute Doktoranden auswählen kann.
  10. Ohne direkten und intensiven Input des Forschers geht es nicht.

Herr Albers gab zahlreiche Ratschläge und Hinweise für eine Antragstellung bei Förderinstitutionen. Er wies darauf hin, dass Zusammenarbeit mit anderen Kollegen meist sinnvoller ist, da sie den Vorteil der gegenseitigen Motivation und des voneinander Lernens haben. Wichtig sei aber, dass es einen Koordinator gibt. Er habe außerdem gute Erfahrung damit gesammelt, während einer Antragstellung bei der DFG immer mal wieder Frau Joerk zu kontaktieren, da sie sehr konstruktive und hilfreiche Hinweise geben könne. Für „friendly reviews“ sollten möglichst vom Thema ferne Personen herangezogen werden, um konstruktive Kritik zu erhalten.

 

Während der Vorträge und in den Pausen gab es intensive Gespräche zwischen Referenten und Teilnehmenden sowie einen regen Erfahrungsaustausch. Die Arbeitstagung verlief mit 34 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr erfolgreich und erhielt ein positives Feedback.

Wir danken noch einmal ganz herzlich allen Referierenden, die unsere Veranstaltung möglich gemacht haben und der Goethe-Universität Frankfurt am Main für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und ihre Unterstützung bei der Organisation.