Georg Schreyöggs wissenschaftlicher Werdegang war geprägt durch konstruktivistisch-methodische Stringenz – ganz im Sinne seines Lehrers Horst Steinmann – und sein Faible für strategische Unternehmensführung. Er promovierte 1977 und habilitierte 1983 in Nürnberg. Im Rahmen von hochrangigen Publikationen in Zeitschriften wie dem Academy of Management Review publizierte er mit Artikeln zu „organisatorischer Wandel“, „dynamische Kompetenzen“, „Pfadabhängigkeit“ und „Wissensmanagement“ schon frühzeitig Themen, die im Kern betriebswirtschaftlicher Fachdiskussion stehen. Neben Publikationen in Zeitschriften hat er auch diverse Lehrbücher im Bereich Organisation und Management verfasst, die sich ebenfalls durch methodische Gründlichkeit und pädagogische Ambitioniertheit auszeichneten.

Von 1993-2011 gab Georg Schreyögg die Zeitschrift „Managementforschung“ mit heraus, von 1998-2002 war er Mitherausgeber von „Organization Studies“. In den Jahren 2004 bis 2008 wirkte er im Fachkollegium Wirtschaftswissenschaften der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit. Er war Mitbegründer des DFG-Graduiertenkollegs „Pfade organisatorischer Prozesse“, das er von 2005 bis 2007 stellvertretend leitete und dessen Leitung er in der zweiten Kohorte ab 2008 ganz übernahm. Georg Schreyöggs Werdegang als Universitätsprofessor umfasste die Stationen Bamberg, Hagen und Berlin, wo er bis zuletzt an der Freien Universität lehrte. Die Universität Graz verlieh ihm 2004 die Ehrendoktorwürde. 

Georg Schreyögg war ein höchst engagiertes Mitglied im VHB und wirkte intensiv an der Verwirklichung der Ziele des Verbandes mit. So bereitete er den Weg für eine Vielzahl an Projekten und setzte sich, wo immer möglich, für seine fachliche Community ein. Von 1997 bis 1998 war Georg Schreyögg Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission (WK) Organisation. Den Vorstandsvorsitz des VHB übernahm er von 2005 bis 2006. Als Mitglied des JOURQUAL-Beirats trug er zwischen 2010 bis 2016 zu dessen Gelingen bei. Ebenfalls ab 2010, bis zum Jahr 2017, führte er ProDok-Kurse zum Thema „Qualitative Research Methods“ durch. Anschließend wirkte er bis 2020 als Sprecher der ProDok Faculty. Georg Schreyögg regte innerhalb des Verbands die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit an. Auch am Entstehen und der Gestaltung der Verbandszeitschrift Business Research (BuR) war er beteiligt. Im Jahr 2017 wurde Georg Schreyögg in Anerkennung seiner Verdienste um die betriebswirtschaftliche Forschung zum Ehrenmitglied des VHB ernannt.

Der VHB trauert um einen in höchstem Maße vorausschauenden und renommierten Wissenschaftler, engagierten Lehrer und wegweisenden Förderer der Betriebswirtschaftslehre, aber auch einen geradlinigen und wertschätzenden Kollegen und Menschen. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Für den Gesamtvorstand
Hans Ulrich Buhl
Jutta Geldermann