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Handelsblatt-Ranking

Erklärung des Vorstandes des Verbandes der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft vom 31.8.2012


Der Vorstand hat sich in den letzten Jahren im Zusammenhang mit dem Zeitschriften-Ranking VHB-JOURQUAL intensiv mit Fragen des Rankings beschäftigt und dabei Anmerkungen zum verantwortlichen Umgang mit VHB-JOURQUAL2.1 formuliert, in denen es heißt:

„Das Ranking bezieht sich ausschließlich auf Publikationen in Zeitschriften. Ein anderer Teil betriebswirtschaftlicher Forschung wird in anderen Medien publiziert, etwa in Monografien, oder zeigt sich in der Entwicklung von Prototypen. Diese Forschungsleistungen werden durch JOURQUAL nicht erfasst und somit auch nicht bewertet. Entsprechendes gilt für andere Leistungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, wie z. B. Lehre, Dienstleistungen in Selbstverwaltung und für die Forschendengemeinschaft. Aus diesen Gründen hat sich der Vorstand des VHB bewusst gegen ein Personenranking auf der Basis von Zeitschriftenrankings ausgesprochen; diese Haltung besteht unverändert.“

Während Zeitschriftenrankings eine wichtige Orientierungshilfe darstellen, wurde diese ablehnende Haltung des VHB-Vorstandes gegenüber Personenrankings (die auch der Empfehlung 6 der DFG „Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" entspricht) auch wiederholt durch den Vorstandsbeirat unterstützt und kürzlich erneut der Redaktion des Handelsblattes mitgeteilt. Wir haben gegenüber dem Handelsblatt ausgeführt, dass in Personenrankings beispielsweise Zeitschriftenrankings als Datenbasis verwendet werden, die lediglich die durchschnittliche Artikelqualität als Orientierungshilfe für die Beurteilung bestimmter Publikationen angeben. Diese erlauben keine eindeutigen Rückschlüsse über die Qualität einzelner Beiträge einzelner Forscher. Die individuelle Lektüre von Forschungsbeiträgen bei einer Qualitätsbeurteilung ist damit keinesfalls entbehrlich. Auch haben wir angeführt, dass im Handelsblattranking Vertreter ganz unterschiedlicher Fächer gereiht werden, obwohl die Fächer und Forschungsoutlets an sich nicht vergleichbar sind. Wir haben das Handelsblatt zudem über den Weiterentwicklungsprozess von VHB-JOURQUAL informiert und darauf hingewiesen, dass sich der Verband mit VHB-JOURQUAL 3, das 2013 erscheinen wird, dezidiert von einem Vergleich der Fächer abwendet und das Rating in Zukunft nur noch aus Teilratings für einzelne Fächer bestehen wird. An diesem diskursiven Entwicklungsprozess hat sich eine große Anzahl unser über 2000 Mitglieder beteiligt.

Wir haben angeregt, dass das Handelsblatt unseren sorgfältigen Entwicklungsprozess in eine grundsätzliche Reflexion des Personenrankings, zumindest aber in eine kritische, methodische Reflexion ihres Personenrankings einbezieht. Wir hätten es positiv gewertet, wenn das Handelsblatt die methodisch verbesserte Version von VHB-JOURQUAL noch abgewartet hätte, auch wenn die grundsätzlichen Bedenken gegenüber einem Personenranking dadurch nicht unbedingt ausgeräumt werden können.

Es bleibt zu hoffen, dass bei der Veröffentlichung des BWL-Universitäts-Handelsblattrankings klar herausgestellt wird, dass es sich sowohl bei dem Personenranking als auch bei dem Ranking der Fakultäten um die Würdigung einer bestimmten Art von Forschungsleistung handelt, nämlich um den Versuch einer – wenn auch unvollkommenen – Erfassung der internationalen wissenschaftlichen Sichtbarkeit einzelner Kollegen und Kolleginnen und der durch sie repräsentierten Fakultäten in wissenschaftlichen Fachzeitschriften.

Natürlich ist sich der VHB-Vorstand darüber bewusst, dass die ablehnende Haltung gegenüber Personenrankings nicht von allen Mitgliedern des Verbandes geteilt wird. Eine ganze Reihe von Kollegen und Kolleginnen steht einer auch öffentlich sichtbaren Messung der Forschungsleistung einzelner durch das Handelsblatt positiv gegenüber. Zudem sind in den Fakultäten unterschiedliche Sichtweisen vorhanden, die die Fakultätsmitglieder mehr oder weniger binden. Vor diesem Hintergrund hat der VHB-Vorstand davon abgesehen, eine eindeutige Empfehlung für oder gegen die Teilnahme am Handelsblatt-Ranking auszusprechen.

Angesichts der beobachtbaren erheblichen Wirkungen von Rankings müssen wir uns ungeachtet des Handelsblattrankings auch weiter selbstkritisch der Frage stellen, welche Strukturen in den Fakultäten und Universitäten verbessert werden müssen, um Fehlanreize zu korrigieren. Dies ist ein Thema, das immer wieder auf der Agenda steht, so auch für die nächste Vorstandssitzung des VHB, aber auch für den großen Diskurs mit den Mitgliedern auf der Jahrestagung 2013.

 

Prof. Dr. Caren Sureth
Vorsitzende des Vorstands des VHB e. V.

Prof. Dr. Dodo zu Knyphausen-Aufseß
Stellvertretender Vorsitzender des Vorstands des VHB e. V.