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Predatory Journals

Erklärung des Verbandes der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft vom Oktober 2021


Die wissenschaftliche Verlagsbranche und hier insbesondere die Verleger wissenschaftlicher Zeitschriften arbeiten mit zum Teil sehr hohen Renditen von über 30 % EBIT[1]. Diese hohen Renditen und die in den vergangenen Jahren verzeichneten Branchenumbrüche (Konzentration, Globalisierung, Digitalisierung, Online Books and Journals, Open Access, DEAL etc.) rufen neue Geschäftsmodelle und Anbieter auf den Plan, manche mit Strategien, bei denen primär Profitinteressen im Vordergrund und die wissenschaftliche Qualität eher im Hintergrund stehen.

Zum Teil werden sogar betrügerische Geschäftsmodelle verfolgt, bei denen von Autorinnen und Autoren für die Veröffentlichung Zahlungen ohne Rechtsgrundlage verlangt, mit Falschangaben (z.B. über angebliche Mitglieder des Editorial Boards, Impact Factors, wissenschaftlichen Institutionen oder Verlagsorte) aggressiv geworben und keine oder keine akzeptablen verlegerischen Leistungen erbracht werden. So wird etwa die wissenschaftliche Qualitätssicherung durch Peer Reviews gar nicht oder nur unzureichend anhand mangelhafter Kriterien und Gutachten durchgeführt, werden die Sorgfaltspflichten des Verlegers vernachlässigt, Rechte der Autorinnen und Autoren nicht ausreichend geschützt oder Namen bekannter Forschender und Institutionen ohne deren Zustimmung missbräuchlich verwendet oder gleich gänzlich erfunden.

Der VHB beobachtet diese Entwicklung mit Sorge und ruft seine Mitglieder auf, bei der Zusammenarbeit mit Verlagen als Autorinnen und Autoren, Gutachterinnen und Gutachter oder Herausgeberinnen und Herausgeber auf die Qualität zu achten und sich und andere Mitglieder vor missbräuchlichen Anbietern zu schützen. Sollten Zweifel an der Reputation eines bestimmten Verlages oder eines Journals aufkommen, ist es sinnvoll, sich bei Peers oder erfahrenen Mentorinnen und Mentoren Rat zu suchen und sich auf einschlägigen Websites oder über Studien zum Thema «Predatory Journals» kritisch zu informieren. Die unten angegebenen Quellen dienen der Aufklärung und Anregung.

Aufgrund der dynamischen Entwicklung sieht sich der VHB nicht in der Lage, Positiv- oder Negativlisten von Verlagen oder Journals zu führen oder die im VHB Zeitschriftenranking gelisteten Journals zu überprüfen. Eine derartige Überprüfung muss sehr gut fundiert sein und erfordert daher einen hohen Aufwand, wie er mit den äußerst begrenzten Ressourcen unseres Verbandes nicht geleistet werden kann.

Daher wird der VHB keine Journals aus bestehenden Rankings entfernen – trifft damit aber ausdrücklich keine Aussage weder über die Qualität der einzelnen Beiträge in den Journals noch über die aktuelle Qualität der gelisteten Journals selbst.

 


[1]https://www.relx.com/investors/key-financial-data (zuletzt abgerufen am 21.03.2022)

Committee on Publication Ethics (2019). Discussion document: Predatory publishing. November 2019. 
https://publicationethics.org/files/cope_dd_a4_pred_publishing_nov19_screenaw.pdf (accessed 28 July 2021)

Eriksson, S., Helgesson, G. (2016). The false academy: predatory publishing in science and bioethics". Medicine, Health Care and Philosophy, 20 (2): 163-170. https://doi.org/10.1007/s11019-016-9740-3

Strinzel, M., Severin, A., Milzow, K., Egger, M. (2019). Blacklists and whitelists to tackle predatory publishing: A cross-sectional comparison and thematic analysis. mBio 10: e00411-19. https://doi.org/10.1128/mBio.00411-19


Wir danken unseren Ehtikbeauftragten Prof. Dr. Hans-Ulrich Küpper, München, und Prof. Dr. Andreas Georg Scherer, Zürich, für die Ausarbeitung der Stellungnahme sowie dem Gesamtvorstand und dem Beirat für die zustimmende Kenntnisnahme.  


Für den Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V.

Prof. Dr. Hans Ulrich Buhl
Vorsitzender des Vorstandes

Prof Dr. Jutta Geldermann
Stellvertretende Vorsitzende des Vorstandes