BUIS und UPPS – Als die Umwelt die Produktionswirtschaft eroberte

Hans-Dietrich Haasis, Universität Bremen

BUIS und UPPS stehen für die Anfangszeit der betrieblichen Umweltwirtschaft, und damit für die Zeit, als die Umwelt die betriebswirtschaftliche Produktionswirtschaft eroberte.

Es war wohl das Jahr 1989 als in der Fachzeitschrift „Information Management“ erstmals der Begriff „Betriebliche Umweltinformationssysteme“ oder entsprechend die Abkürzung BUIS auftauchte. Drei Jahre später, im Jahr 1992 kam der Ausdruck „Umwelt-PPS“ oder kurz UPPS im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik hinzu. Zwei Begriffe, welche den damaligen Aufschwung der Umweltwirtschaft kennzeichnen können, insbesondere mit Bezug zur betriebswirtschaftlichen Produktionswirtschaft und Industriebetriebslehre.

BUIS und UPPS stehen damit zunächst für die Anfangszeit der betrieblichen Umweltwirtschaft, und damit für die Zeit, als die Umwelt die betriebswirtschaftliche Produktionswirtschaft eroberte. Bekanntlich etwa zur gleichen Zeit müssten im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. die Wissenschaftliche Kommission „Umweltwirtschaft“, in der Gesellschaft für Informatik e.V. der Fachausschuss „Informatik im Umweltschutz“ und in der Gesellschaft für Operations Research e.V. der Arbeitskreis „OR im Umweltschutz“ entstanden sein.

Zugegeben, der Anfang der damals aufstrebenden wissenschaftlichen Disziplin „Umweltwirtschaft“ innerhalb der Betriebswirtschaftslehre war bereits mehrere Jahre vorher gelegt worden, insbesondere in Verbindung mit wegweisenden Arbeiten von Christoph Lange, Arnold Picot, Eberhard Seidel, Ulrich Steger, Heinz Strebel, Reinhard Pfriem und Gerd Rainer Wagner.

BUIS und UPPS stehen für die interdisziplinäre Ausrichtung der betriebswirtschaftlichen Umweltwirtschaft mit Schnittstellen vor allem zur Wirtschaftsinformatik, zu den Ingenieurwissenschaften und zum Operations Research, also für eine mehr techno-ökonomische als eine sozio-ökonomische Sichtweise.

BUIS bilden seither, also seit mehr als 30 Jahren, ein Entscheidungshilfsmittel, welches weit über sogenannte Ökobilanzen hinaus geht, und das die Umwelt beeinflussende Stoffströme eines Unternehmens nach Intensität, Zeitverhalten und Stoffkonzentration abbildet. Sie verdeutlichen die Zusammenhänge der in der deutschen Betriebswirtschaftslehre seit Eugen Schmalenbach und Paul Riebel bekannten Kuppelproduktion insbesondere mit Blick auf unerwünschte Güter. Diese techno-ökonomische Entscheidungsgrundlage ist wesentlich für das Mengengerüst des Stoffstromverhaltens in und zwischen Unternehmen und bildet eine Basis für das Wertgerüst der betrieblichen Umweltwirtschaft mit Berücksichtigung des vorsorgenden, des integrierten und des nachgeschalteten Umweltschutzes, welche es erstmals erlaubt, eine Auswahl der geeigneten Umweltschutzmaßnahmen für das gesamte Unternehmen zu treffen.

Hierauf aufbauend sind Umwelt-PPS, also umweltorientierte Produktionsplanungs- und -steuerungssysteme, Planungsansätze der Produktionswirtschaft, welche darauf abzielen, die oben bereits erwähnten Maßnahmen des vorsorgenden, des integrierten und des nachgeschalteten Umweltschutzes wirtschaftlich zu planen und zu realisieren.

Die Anfangsschritte von BUIS und Umwelt-PPS wurden aus Sicht der Unternehmen, wenn überhaupt, eher skeptisch und zurückhaltend beobachtet. Die Entscheidungsträger hatten damals keinen Handlungsdruck und wollten die Nachfrage abwarten. Bis heute sind BUIS und Umwelt-PPS immer noch überwiegend additive anstelle in ERP-Systeme direkt integrierte Module. Dennoch sind sie heute nahezu selbstverständlich. Es dauerte zumindest zwei Jahrzehnte, davon zu überzeugen, dass diese Ansätze durch eine qualifizierte Kommunikation nach innen und nach außen zu wirtschaftlichem Erfolg führen und zur Zukunftsfähigheit des Unternehmens beitragen. Auch heute finden sich die Abkürzungen BUIS und UPPS in der betriebswirtschaftlichen Begriffswelt. Ihre Bedeutung wird sich in Zukunft, beispielsweise mit Blick auf die GRI-Berichterstattung, auf das Treibhausgasprotokoll und seit kurzem auf das sogenannte Lieferkettengesetz, weiter erhöhen.