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84. Jahrestagung des VHB in Lüneburg: Rückschau


Entrepreneurship, Digitalisierung und Nachhaltigkeit standen im Fokus der diesjährigen 84. VHB-Tagung, die vom 6. bis 8. März 2024 an der Fakultät Management & Technologie der Leuphana Universität Lüneburg stattfand.

Entrepreneurship, Digitalisierung und Nachhaltigkeit standen im Fokus der diesjährigen 84. VHB-Tagung, die vom 6. bis 8. März 2024 an der Fakultät Management & Technologie der Leuphana Universität Lüneburg stattfand. Hervorragend organisiert vom Lüneburger Organisationskomitee Monika Imschloß, Markus Reihlen und Matthias Wenzel wurden die Schwerpunktthemen in insgesamt 130 Workshops, Keynote Sessions und Podiumsdiskussionen und rund 250 Beiträgen lebhaft diskutiert.

Innovatives Tagungsformat
Die Veranstaltung fand erstmals im neuen, integrativen Format statt, um den interdisziplinären Austausch der BWL-Subdisziplinen unter dem Dach des VHB zu fördern.Der Einladung, die Tagung für ihre WK-Aktivitäten zu nutzen, folgten 14 der insgesamt 18 Wissenschaftlichen Kommissionen (WKs). Insgesamt 22 integrative Sessions (I-WKs) dienten der Diskussion gemeinsamer Forschungsthemen aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der einzelnen Fächer. Dieses Format, wie auch die Gestaltung der Tagung insgesamt, fand großen Anklang, wie die Ergebnisse einer im Anschluss an die Konferenz durchgeführten Zufriedenheitsbefragung eindrucksvoll bestätigen.

Keynote-Highlights
Leuphana-Präsident Sascha Spoun eröffnete die Tagung, indem er die angespannte Großwetterlage in der Unternehmenslandschaft und damit verbunden einige kritische Fragen an die BWL skizzierte. Die anschließende Keynote von TUM-Professorin und Aufsichtsrätin Ann-Kristin Achleitner beschrieb die zahlreichen aktuellen Unsicherheitsfaktoren als Herausforderungen, indem sie Unternehmen nicht nur als Getriebene, sondern vor allem als Treiber der Transformation beschrieb. Es sei wohl wahr und richtig, dass die Betriebswirtschaftslehre einen hohen praktischen Gestaltungsanspruch habe, so Achleitner. Die Frage sei, welchen Beitrag sie zur Transformation leiste

Die produktive Verzahnung benachbarter Disziplinen anzustoßen und zu orchestrieren könnte mit Blick auf die Zukunft eine der wichtigsten Aufgaben der BWL werden, zeigte sich Keynote Speaker Ann-Kristin Achleitner überzeugt.

Welche Herausforderungen Entrepreneurship und Digitalisierung in der Praxis mit sich bringen, darüber sprach Inspiration Keynote Speaker Kourosh Bahrami, Leiter des Geschäftsbereichs Industrieklebstoffe der Henkel-Gruppe. Bahrami beschrieb die Entwicklung von Loctite Pulse, einer industriellen Internet of Things-Lösung, die zur Zuverlässigkeit kritischer Anlagen beiträgt. Ziel der Entwicklung sei die „Digitalisierung in jedem Tropfen Loctite", und das in einer Branche, die als Nachzügler in Sachen Digitalisierung gilt. Für die anstehende Skalierung, Teil eines jeden Entrepreneurship-Prozesses auch innerhalb etablierter Unternehmen, könne die Zusammenarbeit mit der betriebswirtschaftlichen Forschung besonders fruchtbar genutzt werden.
 
Nachwuchs im Fokus
Gespickt mit Highlights waren die Veranstaltungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierephasen. Unterschiedliche Karrierewege und deren nachhaltige Gestaltung standen mehrfach auf der Agenda. Ob Speed-Dating für Co-Autor:innen, Willkommenstreff, Networking Postersession, ProDok-Teaser oder Panel-Diskussion auf Basis der Ergebnisse der VHB-Nachwuchs-Umfrage: Alle Angebote waren sehr gut besucht und ergaben zusammen mit dem breiten Angebot an fachspezifischen Nachwuchs-Workshops ein für junge Wissenschaftler:innen relevantes und abwechslungsreiches Programm. Federführend in der Organisation der VHB-Nachwuchs-Veranstaltungen war jeweils Lena Steinhoff. Ebenfalls im Rahmen der VHB-Tagung fand das Wirtschaftsinformatik-Nachwuchstreffen (WINT) mit rund 60 Teilnehmenden statt.  

Nachhaltigkeit, Unternehmensverantwortung und Transformation
Im von Stefan Schaltegger organisierten Panel „Unternehmensstrategien im Umgang mit der Energiewende“ waren mit Enpal, Orsted und Shell drei Unternehmen vertreten, die alle im gleichen volatilen Markt agieren, aber grundsätzlich unterschiedliche Strategien verfolgen. Als Energieunternehmen ist ihnen gemeinsam, dass sie klar definierte regulatorische Rahmenbedingungen benötigen, um ihre Unternehmensstrategie effizient auf die Energiewende auszurichten. Die Transformation des Energiesystems wurde als große gesellschaftliche Anstrengung skizziert, zu der Politik, Unternehmen und Endverbraucher ihren notwendigen Beitrag leisten müssen.

Unternehmerische Verantwortung, unter anderem im Bereich der nachhaltigen Lieferketten, war ein Schlüsselbegriff in vielen Panels und Sitzungen der dreitägigen Konferenz.

Zwei Veranstaltungen zum Thema „Der korporative Akteur im Wandel“, organisiert von Elke Schüßler und Michaela Haase, befassten sich wissenschaftlich mit der Rolle und den Selbstbildern von Unternehmen, sowie mit dem aktuellen Thema der verantwortlichen Gestaltung von Lieferketten. Ebenfalls am Puls der Zeit wurde im Panel zu Corporate Digital Responsibility diskutiert, das von Stefanie Habersang und Hannah Trittin-Ulbrich organisiert wurde. Deutlich wurde hier, dass mehr kritische und unkonventionelle Forschung nötig sein wird, um künstliche Intelligenzen zu entwickeln, die robust gegenüber sozialen Diskriminierungen sind, anstatt diese zu verstärken.

Wirkungsmessung in (sozialen) Unternehmen war das Thema eines prominent und vielfältig besetzten Panels, das von Ali Aslan Gümüsay und Laura Marie Edinger-Schons organisiert wurde. Inspirierend war die Mischung von Perspektiven aus Forschung und Praxis – etwa zu den Grenzen der Quantifizierbarkeit sozialer Wirkung oder der Gefahr, durch Wirkungsmessung falsche Anreize zu setzen.

Die Integration von Nachhaltigkeit in Controlling und Reporting diskutierten Lucia Bellora-Bienengräber, Stefan Schaltegger und Patrick Velte in dem von Katrin Hummel moderierten Panel. Für die Übertragung nachhaltiger Strategien in den Unternehmensalltag, so die Meinung der Expert:innen, ist ein systemischer Ansatz erforderlich, der kulturelle Kontrollen, Planung, Leistungsbewertung sowie Belohnung und Vergütung auf allen Ebenen des Unternehmens miteinander verbindet.

Digitalisierung und Innovation in Forschung und Lehre
Aktuelle Trends und Herausforderungen in Forschung und Lehre sind für die gesamte Disziplin von großer Bedeutung. In dem von Meikel Soliman moderierten Panel zu Open Science in der betriebswirtschaftlichen Forschung wurde deutlich, dass die BWL noch einen weiten Weg bis zur konsequenten Umsetzung von Open Science-Praktiken vor sich hat. Das interaktive Panel „The Promise of Design Science as a Research Approach“ wurde von Christoph Seckler und René Mauer organisiert. Die Diskussion griff designorientierte Forschung aus der Perspektive der verschiedenen Disziplinen auf und regte zum gegenseitigen Austausch und Lernen an.

Der Einsatz von digitalen Werkzeugen wie Podcasts, Lern-Apps und Videos in der BWL wurde von Jörn Littkemann, Bernd Skiera und Jochen Zimmermann diskutiert. Öffentliche Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten tun sich oft schwer, digitale Tools zu entwickeln und zu betreiben. Das Panel diente dem Austausch über Möglichkeiten und Grenzen im Umgang mit digitalen Werkzeugen und gab wertvolle Impulse für den praktischen Einsatz im Hochschulbereich. Im Panel „Lehre der Zukunft“, organisiert von Jörn Block, Matthias Brauer und Jana Oehmichen, wurde der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der modernen Strategie- und Innovationstheorie diskutiert.
 

Welche Funktionen können Universitäten durch anwendungsorientierte Forschung für erfolgreiche Unternehmensgründungen übernehmen?


Zum Thema Entrepreneurial Universities diskutierten VHB-Vorsitzende Jutta Geldermann und Markus Reihlen mit Matthias Schumann und Christine Volkmann über die diversen Funktionen, welche Universitäten zum Beispiel durch ihre anwendungsorientierte Forschung, erfolgreiche Unternehmensgründungen und unternehmerisch-geprägten Bildungsangebote (Entrepreneurship Education) in der Anregung von Unternehmertum übernehmen.

VHB-Themen Gute wissenschaftliche Praxis und Wissenschaftskommunikation
Wissenschaftskommunikation wird immer mehr zu einem normalen und wichtigen Bestandteil wissenschaftlicher Karrieren. Wie vielfältig die Umsetzungsmöglichkeiten in der Praxis sind, zeigten die Impulse der Gäste Julia Schneider, Sascha Friesike und Carolin Adam, sowie der anschließende Workshop mit Katja Flieger und Monika Wimmer im Panel „BWL kommuniziert“, organisiert von Christina Hoon. Durch die Podiumsdiskussion „Let’s talk about ethics“ führte die VHB-Vorsitzende Jutta Geldermann ihre Gäste, die bisherigen Ethik-Beauftragten Hans-Ulrich Küpper und Andreas G. Scherer sowie deren Nachfolger Dennis Hilgers und Barbara E. Weißenberger. Dabei wurden aktuelle Herausforderungen in der Präzisierung der guten wissenschaftlichen Praxis anhand von Fragen aus dem Publikum besprochen.

Neues von BERD@NFDI
Last but not least: Das wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Projekt der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur BERD@NFDI hat die VHB-Tagung 2024 ausgewählt, um seine Plattform (noch in der Beta-Version) vorzustellen. Die Plattform bietet Zugang zu Online-Workshops, Analysewerkzeugen, qualitativ hochwertigen Datensätzen aus Wirtschaft und Forschung sowie weiteren Services wie dem Mannheim Web Panel und dem Open Big Data Directory.

Statements

Kreislaufwirtschaft: Regulierung stimuliert Transformation


Erik G. Hansen, Johannes Kepler Universität Linz,…

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Nachrichten

Der steinige Weg zur BWL-Professur. F.A.Z.-Artikel vom 25.11.2024


Der Weg zur Professur: Steinig, aber in der…

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Nachricht

BWL-Nachwuchs im Spannungsfeld zwischen globalen Perspektiven und lokalen Strukturen


Am 11. November 2024 erscheint das…

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